Dom zu Magdeburg-
Grabesstätte von Otto I.
|
OTTO DER GROSSE-
EINE GEMEINSAME EUROPÄISCHE GESCHICHTE
Die Epoche von Otto dem Grossen markiert nach dem Zusammenbruch
des karolingischen Reichs eine bedeutende Zeitenwende; sie war
Auslöser eines allgemeinen kulturellen und wirtschaftlichen
Aufschwungs und einer neuen politischen Ordnung,
die das europäische Staatenwesen initiierte.
Otto der Große verkörpert - ähnlich wie Friedrich II. - einen
besonderen Höhepunkt in der gemeinsamen europäischen Geschichte
des Mittelalters , vor allem für die Beziehungen zwischen Italien
und Deutschland. Durch ihn begann eine über 300-jährige Herrschaft
deutscher Kaiser (Ottonen, Salier, Staufer) in Italien und das
Heilige Römische Reich entstand.
Das Schicksal dieser beiden Länder wurde damals für Jahrhunderte
miteinander verbunden und ihr politisches und kulturelles Leben
auf Dauer verflochten.
|

Otto I. stiftet Christus den Dom zu
Magdeburg
(Elfenbeitäfelchen, New York,
Metropolitan Museum)
|
OTTO DER GROSSE-
KÖNIG DER FRANKEN,
LANGOBARDEN
UND ITALIENER

Grabmal Otto II.(gest.983)-
Vatikanische Grotten in Rom
|
Otto der Große (913-973), deutscher (sächsischer) König, fand
seine Liebe zu Italien mit der Heirat von Adelheid (951), der
Witwe König Lothars. Durch sie erlangte er die italienische
Königskrone und nannte sich König der Franken, Langobarden und
Italiener.
Otto der Große - eigentlich Otto I. - erhielt seinen ruhmreichen
Beinamen nach der Schlacht gegen die Ungarn im Jahr 955 auf
dem Lechfeld bei Augsburg. Sein entscheidender Sieg über die
Ungarn, die wie die Wikinger und Sarazenen über Jahrzehnte hinweg
Italien, Frankreich und Deutschland überfielen, Städte und Dörfer
verwüsteten und entvölkerten, führte zu einer allgemeinen Befriedung
und Entspannung in Europa.
KAISER DES HEILIGEN RÖMISCHEN REICHES
962 ließ er sich in Rom zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs
krönen. Damit galt er als von Gott erwählter mächtigster Herrscher
und Beschützer des christlichen Abendlandes. Rom verstand sich
als geistiges Machtzentrum der römisch-katholischen Kirche,
der Papst war ihr unfehlbares Oberhaupt. Mit der Wiedererrichtung
des westlichen Kaisertums in karolingischer Tradition durch
Otto den Großen entstand ein gewaltiges Reich und ein Gegenpol
zum byzantinischen Ostkaisertum, das Konstantinopel als Mittelpunkt
hatte.
|

Basilika San Michele in Pavia-
951 wurde hier Otto I. zum
König von Italien gekrönt.

|
OTTO
DER GROSSE
UND ITALIEN

OTTO- Münze aus Lucca
"Denaro", 962 -972

Berengar von Irvea von Norditalien
huldigt Otto I.
Pieve San Giovanni von Sillano
|

Die
Reichspolitik Ottos des Großen orientierte sich deshalb stark
nach Italien, um den Einfluss auf den Papst und die Herrschaft
über die Reichskirche zu sichern.
Während seiner Regierungszeit hielt er sich über zehn Jahre
in Italien auf.
Es war eine Herrschaft aus dem Sattel, ständig unterwegs mit
Schwert und Zepter.
EUROPÄISCHE DIPLOMATIE
Ein erfolgreiches Instrument seiner Machterhaltung und Expansion
war eine dynastische Familien- und Heiratsdiplomatie: verwandtschaftliche
Banden wurden europaweit verflochten und mit Besitz und Privilegien
ausgestattet, um Loyalität und Kaisertreue zu garantieren. Seine
erste Frau Edith entstammte dem angelsächsischen, sein zweite
Frau Adelhaid dem burgundischen, italienischen Königshaus.
Seinen Sohn Otto II. erhob er zum Mitkaiser (967) und verheiratete
ihn mit der byzantinischen Prinzessin Theophanu.
DIE
MACHT DER WAFFEN
Aber auch die Macht der Waffen kennzeichnen seine Politik. Mit
militärischer Präsenz und Härte besiegte er Berengar von Irvea
aus Norditalien- sein ständiger Konkurrent um die Königskrone
Italiens. Und der Widerstand des städtische Adels von Rom gegen
den kaiserlichen Einfluss auf die Papstwahl war ständige Ursache
für konfliktreichen Kämpfe um weltliche- und geistige Macht.
DIE
OTTONISCHE EPOCHE MARKIERT EINE BEDEUTENDE ZEITENWENDE
Durch Otto den Großen wurde ein allgemeiner Wiederaufbau möglich,
der einen für die damaligen Verhältnisse enormen Aufschwung
bewirkte.
Die Bevölkerung vermehrte sich um ein Vielfaches und die wirtschaftliche
Blüte, aber auch die Angst vor neuen Überfällen, förderten eine
rege Bautätigkeit: Zahlreiche Burgen zur Sicherung der Reichsgüter
und Grenzen wurden erbaut, unter ihrem Schutz Klöster und Kirchen
gegründet. Aus Ansiedlungen und Dörfern erwuchsen städtische
Zentren, die mit verkehrsreichen Handelswege verbunden waren.
Die ottonische Kunst - hervorgegangen aus der Ära von Otto I.
über dessen Sohn Otto II. bis zum Enkel Otto III. - belebte
die abendländische Sakralarchitektur und leitete die historische
Epoche der Romanik
in Europa ein.
|

Otto I. mit seinem Sohn Otto II. und
den Ehefrauen Adelheid und Theophanu (Elfenbeitafel, 962-983,
Mailand, Castello Sforzesco,
Civiche Raccolte d'Arte Applicata)

Abguss eines Elfenbeikästchen aus
ital.- byzantinischer Manufaktur
10.- 11. Jhd.
|